In Erinnerung an Günter Conrad
Günter Conrad (1944 – 2022) hat einen zentralen Beitrag zur Entwicklung der Gesundheitsförderung in Deutschland geleistet. Durch seinen Verlag für Gesundheitsförderung und die Zeitschrift, die er ins Leben rief, hat er Grundsatzlagenmaterialien wie die Ottawa-Charta, ebenso wie Beispiele praktischer Umsetzung, den deutschen Entscheidungsträgern im Gesundheitswesen sowie einem breiten Publikum zur Verfügung gestellt. Die Leitbegriffe der Gesundheitsförderung und Prävention und das von ihm übersetzte und an deutsche Verhältnisse angepasste Lehrbuch Gesundheitsförderung von Naidoo /Wills haben eine ganz Generation geprägt. Günter Conrads Engagement und Beharrlichkeit hat zur Politikentwicklung in der Gesundheitsförderung in den deutschsprachigen Ländern mit beigetragen.
Die wichtigsten deutschsprachigen öffentlichen Organisationen im Bereich Gesundheitsförderung – die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, der Fonds Gesundes Österreich und die Schweizer Stiftung Gesundheitsförderung – haben immer wieder eng mit ihm zusammengearbeitet und auf seine Expertise zurückgegriffen. Günter Conrad war schon früh mit Projekten der WHO Europa vertraut und hat in den frühen 1980ger Jahren geholfen das WHO Gesunde Städte Projekt aufzubauen – sowohl in Deutschland wie auf europäischer Ebene. In seinem Verlag sind auch die ersten internationalen Publikationen zu Projekten und Konferenzen des WHO Netzwerk Gesundheitsfördernder Krankenhäuser erschienen und viele Jahre lang hat er die Tagungen des Deutschen Netzwerks Gesundheitsfördernde Krankenhäuser organisiert. Seine Arbeit hat viele Experten in der Gesundheitsförderung vernetzt.
Günter Conrad hat an der Universität Erlangen-Nürnberg Wirtschafts- und Sozialwissenschaften studiert und durch das Studium „Community Medicine“ an der Med. Fakultät der Universität Manchester erweitert. Er war Referent für Gesundheitsförderung an der Akademie für öffentliches Gesundheitswesen in Düsseldorf, übernahm die Gesunde Städte Projektleitung als Berater für Gesundheitsförderung bei der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Regionalbüro für Europa in Kopenhagen. Seit 1991 war er freiberuflicher Berater und Leiter des Verlages für Gesundheitsförderung.
Viele werden Günter Conrad als hoch professionellen Kollegen in Erinnerung behalten, der immer wieder hohe Qualitätsansprüche gestellt hat – an sich und andere. Er hat dadurch Impulse gesetzt und zum gesundheitsförderlichen Denken wie Handeln ermutigt. Alle, die ihn kannten und mit ihm zusammenwirkten, werden sich gern an seine ruhige, besonnene Art, seinen trockenen Humor, seine Courage und seine Lebensfreude erinnern. Und natürlich seine Liebe zum Blues – besonders laut während des Autofahrens!
Günter Conrad ist im Januar 2022 nach langer Krankheit verstorben. Wir verlieren weit über die berufliche Zusammenarbeit hinaus, auch einen liebenswürdigen Freund, der sich mit seiner ganzen Persönlichkeit für das Projekt Gesundheitsförderung eingesetzt hat.
Ilona Kickbusch, Julian Kickbusch, Alf Trojan, Jürgen Pelikan, Brenda Spencer, Helmut Milz, Helmut Hildebrandt, Ellis Huber 25.01.2022