Netzwerkveranstaltung – ein voller Erfolg
Am 02.11.2022 fand die Netzwerkveranstaltung „Gesundheitseinrichtungen 3.0 – New Health im Kontext des DNGfKs und gesamtpolitischer Diskussionen“ in Göttingen statt. Das vielfältige Programm startete um 08:00 Uhr und erhielt seitens der Teilnehmenden gesamtheitlich ein sehr gutes Feedback.
Freudig konnten wir feststellen, dass großes Diskussions- und Austauschpotential gegeben war, sodass wir bei der nächsten Veranstaltung ebendiesen Austausch mehr Zeit einräumen wollen. Insgesamt überzeugte die Auftaktveranstaltung durch eine hohe Qualität der Vorträge, einer sehr guten Themenauswahl und audiovisuellen Infrastruktur.

Herr Dr. h. c. H. Hildebrandt eröffnete die Veranstaltung mit seinem Vortrag „Zukunft Gesundheit – multisektorale Vernetzung“. Der Experte hinsichtlich regionaler Versorgungsstrukturen, die er bereits im gesunden Kinzigtal und Gesunden Werra-Meisner-Kreis in die Praxis übertragen konnte, betonte die Wichtigkeit regionaler Versorgungsdaten. Mittels valider Daten kann die Versorgung bedarfsgerecht umgesetzt werden. Krankenhäuser bzw. Gesundheitseinrichtungen – insbesondere gesundheitsfördernde Gesundheitseinrichtungen – können lokale Versorgungsgemeinschaften schaffen und ein Investmentpaket organisieren, wodurch ein nachhaltiger Mehrwert für die Region geschaffen würde.
Herr Mag. theol. E. Brandt, der sich selbst als „Überzeugungstäter“ benannte, referierte zur Ottawa-Charta. Die Ottawa-Charta, welche bereits 1986 verschriftlicht wurde, gilt als eines der Grundsatzdokumente des DNGfK. „Gesundheit wird von Menschen in ihrer alltäglichen Umwelt geschaffen und gelebt: dort, wo sie spielen, lernen, arbeiten und lieben“ (WHO, 1986). Die Überzeugung, dass Gesundheit im Alltag geschaffen und geformt wird, eint die WHO und das DNGfK noch heute. Das allgegenwärtige Ziel und zentrale Frage dabei ist „Wie können wir den Gesundheitsgewinn messen?“ Herr Mag. theol. E. Brandt beeindruckte mit einem mitreißenden Vortrag, der Kraft aus der Vergangenheit des DNGfK schöpfen und viele Zukunftsvisionen entstehen ließ.
Derzeit gibt es zu wenig „Überzeugungstäter“ – sind Sie einer? Werden Sie einer – gerne mit dem DNGfK als starken Partner an Ihrer Seite!
Dass das Quartier das richtige Umfeld für die Bildung von Gesundheitskompetenz ist, davon überzeugte Herr M. Laurenz die Teilnehmenden. Herr Laurenz erkannte, dass soziale Netzwerke als Lebenswelt von Jugendlichen angesehen und für die Gesundheitsbildung genutzt werden können. Eine nachhaltige und vernetzte Kultur für Gesundheitskompetenz und -marketing ist derzeit in Deutschland noch nicht etabliert. Ein Schlüssel ist eine zielgruppenorientierte Kommunikation.
Quartier – Ökosystem – Miteinander
Kontaktdaten: Markus Laurenz, markus.laurenz@marktplatz-der-gesundheit.de
Die kurze Tee- und Kaffeepause, zu der Gebäck und Obst gereicht wurde, hat den Teilnehmenden die erste Chance gegeben, über das zuvor Gehörte zu sprechen. Ideen und neue Gedanken wurden ausgetauscht und konnten direkt mit den Referenten diskutiert werden.
Da Herr Dipl.-Inf., MPH A. Jonietz leider nicht persönlich anwesend sein konnte, übernahm Herr Dipl.-Med. Haberecht den Vortrag und betonte hinführend die mangelhafte Gesundheitskompetenz in Deutschland. Bei „Was hab’ ich?“ engagieren sich hunderte Mediziner*innen ehrenamtlich, um Patient*innen beim Verstehen ihrer medizinischen Befunde zu helfen. Denn Patient*innen, die ihre Befunde verstehen, können ihrer Erkrankung bewusster entgegentreten. Sie können ihrem Arzt/Ärztin im Gespräch die richtigen Fragen stellen und gemeinsam mit ihm Entscheidungen treffen. Oft werden ihnen durch verständliche Erklärungen unnötige Sorgen genommen.
Kontaktdaten: Ansgar Jonietz, ansgar.jonietz@washabich.de
Bild der Referenten

Von links: Markus Laurenz, Dr. h. c. Helmut Hildebrandt, Steven Renner, Thomas Ross, M.Sc. Marit Derenthal, Dipl. Med. Olaf Haberecht, Prof. Dr. Roger Jaeckel, Oliver Schmitz, Dipl. -Oec. Marco Kirsch
Mit dem Vertragsinstrument der Qualitätsverträge hat der Bundesgesetzgeber bereits seit 2016 die Möglichkeit zwischen Krankenhäusern und Krankenkassen eröffnet, auf der Basis indikations-spezifischer Selektivverträge modellhaft neue Vergütungssysteme zu erproben. Ein näherer Bezug zwischen der Höhe der Leistungsvergütung und der Ergebnisqualität der erbrachten stationären Leistung ist dabei unabdingbar. Trotz der vom Gesetzgeber vorgegebenen limitierten Leistungsbereiche bietet diese neue selektive Vertragsform die Chance, den Qualitätswettbewerb im stationären Sektor unter fairen Rahmenbedingungen zu forcieren, bei gleichzeitiger Erprobung eines qualitätsorientierten Vergütungssystems. Qualitätsverträge können folglich dazu beitragen, einen wichtigen Impuls bei der aktuellen Diskussion um die Reformierung des Krankenhausvergütungssystems zu setzen. Herr Prof. Dr. R. Jaeckel ist in Zukunft unser wissenschaftlicher Ansprechpartner in der Arbeitsgemeinschaft (AG) Qualitätsverträge. In Zukunft werden sich die AG’s regelmäßig in virtuellen Räumen treffen und Ideen und Fragen besprechen.
Herr O. Schmitz ist Geschäftsführer des Audits „BerufundFamilie“, welches ein Kooperationspartner des DNGfK ist. Das Audit schafft Verbindlichkeiten durch Beratung, Webinare und Zertifikate. Während der Auditierung wird das Bewusstsein hinsichtlich der Vereinbarkeit von Privat- und Arbeitsleben der Einrichtungen geschärft und eruiert, an welchen Stellen im Unternehmen die Potentiale nicht ausgeschöpft werden. Herr Schmitz betont, dass sich die Arbeitsgestaltung als etwas unterschätztes und dennoch sehr effizientes Handlungsfeld zeigt.
Der Gesunde Werra-Meisner-Kreis ist ein Mitglied des DNGfK. Der Geschäftsführer Herr S. Renner gab einen spannenden Einblick in die Strukturen dieser gesunden Region. Dabei empfiehlt er möglichst niedrigschwellige Werbung zielgruppenorientiert einzusetzen, um auf Gesundheit und Gesundheitsangebote der Region aufmerksam zu machen. Die Digitalisierung stellt dabei eine Chance dar, die durch Anonymität, Orts- und ggf. Zeitunabhängigkeit überzeugen kann. Zudem können regionale Gesundheitslotsen sich als hilfreich erweisen, um die Nutzung des Gesundheitssystems effektiv zu gestalten. Der zielgerichtete Austausch zwischen allen Kooperationspartnern ist höchstrelevant, um eine bedarfsgerechte Versorgung und Unterstützung zu ermöglichen.
Während des schmackhaften Mittagessens konnten die Gespräche des Vormittags und neue Impulse vertieft werden, bevor der Trainer und Redner T. Ross die Teilnehmenden mittels aktiver Übungen und seinem motivierenden Programm überzeugte. Dabei verdeutlichte Herr Ross die Wirkung von insbesondere Führungskräften auf ihre Mitarbeitenden. Kommunikation kann als das wirkungsvollste Instrument interpretiert werden, um statt übereinander miteinander zu sprechen. Dabei gilt es – auch in einem Unternehmen und eines Arbeitsteams – einen geschützten Raum für Konflikte betrieblicher oder privater Natur zu schaffen. Für Führungskräfte ist es von immenser Wichtigkeit Zeitslots für Mitarbeitendenpflege einzuplanen. Häufig haben bzw. nehmen sich Führungskräfte keine Zeit mehr zum Führen. Mittels zielgerichteter Kommunikation können Führungskräfte Gedankenimpulse in eine positive Richtung steuern.
Mehr miteinander statt übereinander sprechen.
Kontaktdaten: Thomas Ross, Thomas.Ross@barmer.de
Herr Dipl. -Oec. M. Kirsch stellte unseren Kooperationspartner „MySports“ vor, den wir bereits in unserem DNGfKDigest ausführlich beschrieben haben. Das DNGfK freut sich, dass sich Gesundheitsförderung durch Angebote wie bei „MySports“ individualisieren lassen, sodass eine Erhöhung der körperlichen Aktivität zu verzeichnen ist. Zudem wird das betriebsinterne Community-Gefühl gestärkt.
Kontaktdaten: Marco Kirsch, marco.kirsch@sportalliance.com
In ihrer Funktion als Geschäftsstellenleiterin berichtete Frau M.Sc. M. Derenthal über die Neuausrichtung des DNGfK. Kerngedanken der Neuausrichtung sind die stärkere Vernetzung untereinander sowie die überregionale Versorgung. Die Gesundheitseinrichtungen sollen sich mit Hilfe des DNGfK als zentrales Element einer Gesundheitsregion etablieren und so die regionale Versorgung unter Einhaltung gesundheitsförderlicher Aspekte sicherstellen. Somit liegt die Orientierung neben Patient*innen und Mitarbeitenden gleichsam auf der Region/ der Umwelt. Das DNGfK bietet dazu, durch Veranstaltungen, die Plattform sich auszutauschen und von den Erfahrungen anderer Gleichgesinnten zu lernen. Weiterhin ermöglicht das DNGfK den Mitgliedshäusern über Vorträge, Webinare und gesundheitsbezogene Informationsschreiben die Möglichkeit, die Gesundheitskompetenz aller Beschäftigten, Patient*innen und Angehörigen zu verbessern. Unter Berücksichtigung vielfältiger sozialer Theorien, können Menschen mit einer besseren Gesundheitskompetenz ihr soziales Umfeld inspirieren, gesundheitsfördernde Verhaltensweisen und Handlungspotentiale zu adaptieren. Durch den multiplikativen Ansatz können sich Mitgliedseinrichtungen mit Hilfe des DNGfK als zentrales Element einer Gesundheitsregion organisieren.
Herr F. Klingler trat als Vertreter der Krankenkasse IKK Classic auf und motivierte alle Führungskräfte von Krankenhäusern und Gesundheitseinrichtungen, ihre Organisation als Leuchtturm für Gesundheitsförderung in der Kommune zu etablieren. Durch die hohe „Leuchtkraft“ können sie Potentiale nutzen, die auch in der Gesundheitspolitik zunehmend an Bedeutung gewinnen. Zudem legte Herr Klingler einen Schwerpunkt auf die empathische Kompetenz, die insbesondere auf psychologischer Ebene Anwendung findet:
>> „Ich habe Angst“ – „Du brauchst doch keine Angst zu haben“ à „Ich habe Durst“ – „Du brauchst doch kein Durst zu haben“ <<
Ergänzen konnten wir den Tag mit der Siegerehrung unserer Best-Practice-Ausschreibung. Das DNGfK bedankt sich bei allen Teilnehmenden und der Jury und gratuliert den ersten drei Plätzen

Die Jury setzte sich aus Vertretern des Vorstandes, der Geschäftsleitung, des wissenschaftlichen Beirats, der Krankenkasse (IKK) und einer externen Person zusammen. Nach den Kriterien „Nachhaltigkeit“, „Zielgruppe“, „Wirkung“ und „Innovationsgehalt“ wurde jede Einrichtung durch ein Punktesystem bewertet.
Nach Übergabe der Urkunden und Blumensträuße haben die Preisträger ihre Best-Practice-Beispiele der Gruppe im Rahmen eines Impulsvortrages offerieren dürfen. Wir freuen uns in den nächsten Ausgaben des DNGfKDigest jedem Beispiel die Möglichkeit zu geben, vorgestellt zu werden.
Bild der Preisträger

Von links: Frank Klingler, Dipl. Med. Olaf Haberecht, Manfred Fleck, Johanna U. Klugstedt, Nicole Habich, M.Sc. Marit Derenthal
Innovation für das Entlassmanagement: Lohfert-Preis 2022 geht an das Projekt „Patientenbriefe nach stationären Aufenthalten“ von „Was hab‘ ich?“
Hamburg/Dresden – Erneut wurde „Was hab‘ ich?“ für die Idee und Umsetzung einer Software zur komplett automatisierten Erstellung von Patientenbriefen geehrt. Der diesjährige Lohfert-Preis wurde gestern in Hamburg im Rahmen einer feierlichen Preisverleihung an Ansgar Jonietz, Geschäftsführer und Mitgründer von „Was hab‘ ich?“, überreicht. Dem Sozialunternehmen ist es gelungen, mittels seiner Patientenbriefe eine signifikante Steigerung der Gesundheitskompetenz von Patient:innen zu erzielen. Dass die Idee funktioniert, zeigt der Einsatz der Patientenbrief-Software am Herzzentrum Dresden Universitätsklinik – hier erhalten Patient:innen bereits seit drei Jahren leicht verständliche Patientenbriefe.

Ansgar Jonietz mit Vorstand der Lohfert-Stiftung
Das Projekt verbindet zwei Besonderheiten: die vollständig automatisierte Erstellung der Patientenbriefe mittels Software, die komplett ohne den Einsatz von Klinik-Personal auskommt, und die leicht verständlichen Erläuterungen, die sich direkt an die Patient:innen richten und ihnen sowie Angehörigen ein Verständnis der gestellten Diagnosen und durchgeführten Behandlungen ermöglichen.
„Durch die Automatisierung ist es uns gelungen, die Idee von verständlichen, patientengerechten Entlassbriefen praxistauglich zu verwirklichen. Denn eine Grundprämisse war es, eine Lösung zu finden, die ohne zusätzlichen Zeitaufwand funktioniert und somit an allen Kliniken in Deutschland eingesetzt werden könnte“, erklärt Ansgar Jonietz, „Wir freuen uns außerordentlich über die Ehrung mit dem Lohfert-Preis und hoffen, dass sie weiter dazu beiträgt, patientengerechte, individuelle Gesundheitsinformationen zu einer Selbstverständlichkeit im Entlassmanagement werden zu lassen.“
Der Patientenbeauftragte der Bundesregierung, Stefan Schwartze, MdB, zeigt sich in seinem Grußwort überzeugt vom Patientenbrief: „Selbstbestimmung, Partizipation, aber auch Adhärenz sind Leitgedanken, die ein patientenorientiertes Gesundheitssystem ausmachen. Das kann nur dann funktionieren, wenn sich alle um eine Kommunikation bemühen, die die Patient:innen mitnimmt, ihnen die Möglichkeit gibt zu verstehen. Der »Patientenbrief« ist dabei entscheidend, denn dank ihm kann man nach einem Krankenhausaufenthalt leichter verstehen, wie untersucht und behandelt wurde […]. Ansgar Jonietz und sein Team verdienen großen Dank dafür, dass sie mit ihrem Projekt »Was hab’ ich ?« genau hier angesetzt und damit die Gesundheitskompetenz von Patient:innen nachhaltig gestärkt haben. Ihr Projekt ist ein gelungenes Beispiel dafür, wie Digitalisierung und Patientenorientierung im Gesundheitssystem sinnvoll zusammen gedacht werden können. So gewinnen alle.“
Auch Jörg Scharfenberg, Geschäftsführer des Herzzentrums Dresden, ist begeistert: „Der Patientenbrief fördert das Verständnis für ärztliche Informationen und stärkt die Gesundheitskompetenz. Das zu unterstützen gehört für uns am Herzzentrum Dresden Universitätsklinik genauso zu den Aufgaben wie die bestmögliche medizinische Versorgung zu gewährleisten.“ Gefördert durch den Innovationsfonds der Bundesregierung hatte „Was hab‘ ich?“ am Herzzentrum Dresden von 2019 bis 2020 eine umfangreiche Studie durchgeführt, evaluiert durch den Bereich Allgemeinmedizin der TU Dresden. Als bedeutsamstes Ergebnis zeigte sich, dass die Patientenbriefe die Gesundheitskompetenz der Patient:innen steigern. Der G-BA entschied daraufhin, Patientenbriefe für die Regelversorgung zu empfehlen. Aktuell verhandeln die Partner:innen des Rahmenvertrags Entlassmanagement über die Umsetzung der Empfehlung.
Die Patientenbrief-Software nutzt für die automatisierte Erstellung ohnehin in der Klinik vorhandene Daten – wie die ICD- und OPS-Codes, welche standardmäßig individuell für alle Patient:innen pro Aufenthalt erfasst werden. Die Software greift selbstständig auf diese Daten zu und verbindet sie mit leicht verständlichen Textbausteinen. Die fertigen, individuellen Patientenbriefe fallen dann aus dem Drucker und können den Patient:innen übergeben werden.
Über „Was hab‘ ich?“
„Was hab‘ ich?“ setzt sich seit 2011 für verständliche und individuelle Gesundheitsinformationen für alle ein und entwickelt dafür praxistaugliche Lösungen. Das Sozialunternehmen mit Sitz in Dresden bietet mit der Website washabich.de eine Anlaufstelle für Patient:innen, die ihre Befunde verstehen möchten. Gleichzeitig bildet es Mediziner:innen in patientenverständlicher Kommunikation aus. Außerdem arbeitet und forscht „Was hab‘ ich?“ an weiteren, massentauglichen Lösungen wie den automatisiert erstellten Patientenbriefen nach dem Klinikaufenthalt.
Über das Herzzentrum Dresden Universitätsklinik
Das Herzzentrum Dresden Universitätsklinik, ein Krankenhaus der Sana Kliniken AG, ist ein Fachkrankenhaus der Maximalversorgung mit 220 Planbetten und ca. 650 Mitarbeitern. Insgesamt werden in den Kliniken für Herzchirurgie sowie Innere Medizin und Kardiologie jährlich rund 13.000 Patienten ambulant und ca. 10.000 Patienten stationär behandelt.